Im Rahmen der Aktion „Night of light“ am vergangenen Montag hat die gesamte deutsche Veranstaltungswirtschaft ein Zeichen für die zeitnahe Wiederaufnahme von Veranstaltungen gesetzt, um auf die missliche Lage einer gesamten Branche hinzuweisen. Neben Unterstützungsleistungen für Betriebe fordert die Branche insbesondere tragfähige Lösungen, um den Veranstaltungsbetrieb in relevanten Größenordnungen überhaupt wieder zu ermöglichen. So befassen sich unter anderem der EVVC – Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. und das GCB – German Convention Bureau e.V. sowie die deutschen Fußballvereine intensiv damit, konkrete Bedarfe zu benennen und neue, adäquate Lösungen zu entwickeln – unter Berücksichtigung des Datenschutzes und weiterer rechtlicher Aspekte.
Die Aktion „Night of light“ hat es auf den Punkt gebracht: In der Veranstaltungsbranche herrscht „Alarmstufe Rot“, viele Unternehmen kämpfen ums Überleben. Die Vertreter der Branche stellen fest, dass ein Ausweg aus der Misere nur darin bestehen kann, wenn der Veranstaltungsbetrieb in Deutschland zeitnah wieder aufgenommen wird – und dies in relevanten Größenordnungen und mit realistischen Szenarien der Veranstaltungsplanung und -durchführung. Timo Feuerbach, Geschäftsführer des Europäischen Verbands der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC), fasst die aktuelle Lage zusammen: „Viele Branchen sind von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Gerade in der Veranstaltungswirtschaft erkennen wir die Schieflage vieler Unternehmen wie beispielsweise Dienstleister und Zulieferer – und sehen somit besonderen Handlungsbedarf, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um den Veranstaltungsbetrieb so schnell wie möglich – aber auch so sicher und ‚sauber‘ wie nötig – wieder aufzunehmen. Auch wir als Branchenverband befassen uns derzeit mit potenziellen Szenarien und adäquaten Lösungen, um einen reibungslosen Veranstaltungsbetrieb auf den Weg zu bringen.“
Den Bedarf an tragfähigen und zeitnahen Lösungen zeigt auch der Blick auf einzelne Veranstaltungssegmente: So eruiert derzeit auch die deutsche Fußballbranche, ob und wie bestehende oder auch neu zu entwickelnde Lösungen genutzt werden können, um wieder Menschen in die Stadien zu bringen – natürlich unter Berücksichtigung aller Vorgaben bzgl. Abstand, Hygiene und Kontakterfassung. Dr. Jan Lehmann, Kaufmännischer Vorstand des 1. FSV Mainz 05, blickt nach vorne: „Wir sind froh, dass der Spielbetrieb der Bundesliga bereits in der laufenden Saison wieder aufgenommen werden konnte. Im nächsten Schritt wünschen wir uns natürlich, dass auch wieder die Fans Zugang in die Stadien erhalten – unter Berücksichtigung aller behördlicher Vorgaben und Regelungen. Hierbei streben wir ganzheitliche Lösungen an, die für die gesamte Veranstaltungsbranche gelten sollen und somit diesem wichtigen Wirtschaftszweig in Gänze zugutekommen.“
Erste Ideen und Szenarien werden bereits aus der Veranstaltungsbranche heraus entwickelt und umgesetzt. Der Innovationsverbund Future Meeting Space, der vom GCB German Convention Bureau e.V. und dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gegründet wurde, entwickelt derzeit unter anderem einen Innovationskatalog mit technischen Lösungen für die Veranstaltung der Zukunft. Ziel ist es, auch im Kontext der Corona-Pandemie hygiene- und sicherheitskonforme Veranstaltungen zu ermöglichen. Technische Innovationen, wie zum Beispiel so genannte „Wearables“, die den physischen Abstand zwischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern messen, können den schrittweisen Neustart von Tagungen und Kongressen wirkungsvoll unterstützen. „In der jetzigen Phase kommt es darauf an, Rahmenbedingungen und Veranstaltungsformate zu schaffen, die individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt sind“, so Matthias Schultze, Geschäftsführer des GCB. „So können Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem hybriden Event beispielsweise wählen, ob sie ‚face-to-face‘ oder virtuell dabei sein möchten.“ Eine Übersichtsgrafik zum Thema „hybride Kongresse“ ist dieser Pressemeldung beigefügt (Quelle: GCB).
Volker Löhr, Rechtsanwalt und Justiziar des EVVC, sieht bei vielen neuen Lösungsansätzen erhebliche Chancen: „Die Rückverfolgbarkeit von Infektionsketten ist ein elementarer Baustein für die Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebs – und insgesamt zur Bekämpfung der Corona-Krise. So wurden beispielsweise in Nordrhein-Westfalen bereits entsprechende Ansätze zur Rückverfolgung von Infektionsketten im Veranstaltungsbetrieb formuliert, die hierbei Rückgriff auf datenschutzkonforme Erfassungstechniken und Planungsmodelle nehmen. Für unsere Branche ist es jetzt besonders wichtig, dass alle denkbaren und adäquaten Szenarien skizziert und auf ihre Umsetzbarkeit und Konformität geprüft werden.“
August Moderer, Ehrenpräsident des EVVC und Geschäftsführer von mainzplus CITYMARKETING, stellt fest: „Die allgemeine missliche Lage der deutschen Veranstaltungswirtschaft kann kein Dauerzustand sein. Als ehemaliger Präsident des Europäischen Verbands der Veranstaltungs-Centren kann ich gut nachvollziehen, dass sowohl betroffene Unternehmen als auch Kongresskunden den dringenden Wunsch nach Sicherheit und Perspektive haben. Wenn wir als lokaler Veranstalter einen aktiven Beitrag leisten können, werden wir dies gerne tun, da letztlich auch wir betroffen sind. Unsere Gedankengänge beziehen sich dabei auf die Entwicklungen und Ansätze der Branchenverbände und Forschungsinstitute. Es geht uns dabei nicht um lokale und singuläre Modelle, sondern ganzheitliche Lösungen – unter voller Berücksichtigung des Datenschutzes und aller rechtlicher Vorgaben.“