Als Geschäftsführer ist Timo Feuerbach neuer Chef der EVVC-Geschäftsstelle. Der Teamplayer setzt auf einen Dreiklang aus Netzwerk, Interessenvertretung und Dienstleistung.
CIM: Wer ist Timo Feuerbach?
Timo Feuerbach: Ich möchte etwas bewegen, bin ambitioniert, habe Lust, die Dinge anzupacken und gemeinsam mit anderen umzusetzen. Spaß habe ich, wenn aus guten Ideen etwas wird. Außerdem mag ich es, im Team zu arbeiten, bin kein Brüter im stillen Kämmerlein, der alles daransetzt, seine eigenen Ideen durchzuboxen. Teamplayer bin ich als Fußballer bei der TSG Ober-Wöllstadt auch privat und gehe zum Ausgleich alleine laufen. Als TSG-Verantwortlicher für die Jugendarbeit kenne ich auch das Ehrenamt, bin also privat wie beruflich im Verein aktiv.
Was verschlägt einen Ingenieur in die Meeting-Branche?
Nach dem Studium war ich zwei Jahre lang Konferenzmanager, insofern schließt sich beim EVVC für mich der Kreis. Anschließend bin ich beim VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) im Verbandswesen gelandet. Nach zehn Jahren dort und einer Zwischenstation in der Logistik war es schließlich Zeit für etwas Neues. Die Veranstaltungsbranche mit kommunalen Trägerschaften und dennoch mit viel Bewegung kannte ich bisher aus der Kundenperspektive und freue mich, meine Erfahrungen nun einbringen zu können. Auch Europa ist mir ein großes Anliegen.
Wie können Sie Ihre langjährige Verbandserfahrung für den EVVC nutzen?
In der Vergangenheit habe ich gelernt, mit Ehrenamtlern zusammenzuarbeiten und herauszukristallisieren, welche Maßnahme welchen Nutzen bringt. Der Wert der Verbandsarbeit entsteht durch ein Geben und Nehmen. Nach meiner Erfahrung ist es in Ordnung, es nicht allen rechtzumachen, solange bei der Entscheidungsfindung alle Aspekte berücksichtigt werden.
Wie fühlt sich der einzige Mann in der EVVC-Geschäftsstelle?
Bisher haben weder die Damen noch ich die Flucht ergriffen, insofern ist alles gut. Wir pflegen einen kollegialen, respektvollen, sehr offenen Umgang, bei dem das Geschlecht keine große Rolle spielt. Wir lachen oft zusammen und reden nicht bloß über MICE. Mir sind aber auch kontroverse Diskussionen im Achter-Team der Geschäftsstelle wichtig, bei denen wir gemeinsame Lösungen erarbeiten.
Was sind die drei größten Herausforderungen?
Zunächst das Finden eines Mittelwegs zwischen Innovationstempo und der Rolle des Verbandes, als verlässlicher Partner Fels in der Brandung zu sein. Schließlich ist der EVVC komplett umstrukturiert mit neuer Satzung und veränderter Aufgabenverteilung zwischen Ehren- und Hauptamt. Hinzu kommt Verunsicherung durch die Digitalisierung. Die ist für mich kein Selbstzweck, sondern muss Sinn machen und vernünftig umgesetzt werden – beim Verband wie bei seinen Mitgliedern. Den Mitgliedernutzen noch transparenter zu machen, ist Herausforderung Nummer 3. Dies gelingt durch den Dreiklang aus Netzwerk, Interessenvertretung und Dienstleistung.
Ihre Vorgängerin war Generalsekretärin. Ein Geschäftsführer rangiert protokollarisch zwei Stufen tiefer. Ist das Understatement?
In der EVVC-Satzung steht Generalsekretär. Dieser Titel wirkt auf viele Vorstände altbacken und ist für mich zweitrangig. Die Zeiten, in denen Zugänge nur über Titel möglich waren, sind vorbei. Es kommt darauf an, was man zu sagen hat. Bisher gab es diesbezüglich keine ernsthaften Nachfragen, aber inhaltlich sehr gute Gespräche.
Wie wichtig sind Eigenveranstaltungen für den EVVC?
Extrem wichtig. Unsere Jahreshauptversammlung mit den starken Partnern Prolight + Sound/Messe Frankfurt ist weit mehr als reine Satzungspflicht. Die Fachtagung für die Mitglieder ist unser Aushängeschild. Weil wir mehr ansprechen möchten als bloß die Managementebene, verzichten wir in Zukunft auf das ‚Management‘ vor der Fachtagung. Mit dem Mannheimer Rosengarten und einem engagierten Team bereiten wir die nächste Fachtagung vom 15. bis 17. September vor. Wichtiger Partner ist auch das GCB als Marketingorganisation, mit dem wir gemeinsam die Mexcon und die Greenmeetings- und Events-Konferenz im Wechsel veranstalten. Dieser Rhythmus und die verschiedenen Standorte ermöglichen uns das Spielen neuer Themen.
Was ist wichtiger für die EVVC-Mitglieder: Erfahrungsaustausch und Beratung oder aber die Lobbyarbeit?
Der Erfahrungsaustausch ist das Wichtigste für alle, denn ohne Vertrauensraum und Netzwerk geht es nicht. Interessenvertretung wird erwartet, auch wenn kein neues Mitglied deswegen beitritt. Dies ist eine wichtige, allerdings schwer messbare Aufgabe für den Vorstand und mich. Aber wir gehen es an und wollen als Branche sichtbarer werden. Bei unserer dritten, ebenso wichtigen Säule „Dienstleistung“ lassen sich Erfolge leichter in Zahlen fassen.
Wie europäisch ist der EVVC wirklich?
Unser Bekenntnis zu Europa geht weit über den Namen hinaus. Wir brauchen eher mehr Europa als weniger. Andererseits müssen wir ehrlich sein, dass unter den EVVC-Mitgliedern die deutsche Sprache klar dominiert. Im Joint Meetings Industry Council arbeiten wir mit daran, die Bedeutung der Branche international bekannter zu machen und mit einer Stimme zu sprechen. Wir unterstützen die Iceberg-Fallstudien. Mit der step2mice-Initiative unterstützen wir das Beschäftigen von Geflüchteten, MigrantInnen und ausländischen Arbeitskräften. Nach dem Ende der Erasmus-Förderung wollen wir weitere europäische Projekte angehen.
Wie sehen Sie den EVVC künftig positioniert?
Bei Mitgliedern und Partnern haben wir ein gutes Standing und sind in der Branche breit vernetzt. Sehr engagiert arbeiten der ehrenamtliche Vorstand und das Geschäftsstellen-Team an großen Aufgaben: Wir wollen das Profil schärfen, den EVVC weiter professionalisieren und zusätzliches Know-how aufbauen.
Sehen Sie Handlungsbedarf in der digitalen Kommunikation des EVVC?
Die Digitalisierung ist ein großes Thema für uns. Die veränderte Position ‚Digitale Kommunikation und Marketing‘ in der Geschäftsstelle treibt genau das voran. Im vergangenen Jahre haben wir unsere Webseite inklusive des gesamten Mitglieder-Managements und unser Location-Portal neu ausgeschrieben und cekom aus Köln als Dienstleister gewonnen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Webinare werden ebenso kommen, wie das Einbinden in Social Media und ein neuer E-Newsletter.
Wie helfen Sie Ihren Mitgliedern im Wettbewerb um junge Talente?
Im Zeichen der Vollbeschäftigung sind die Young Talents ein Riesenthema über alle Bereiche hinweg. Da tobt ein Kampf um die besten Köpfe. Wir helfen, Verständnis, Aufmerksamkeit und Bewusstsein zu schaffen und werben so für die Attraktivität der Branche. Ein konkretes Projekt ist unsere Ausbildungsinitiative 100pro im Bündnis mit AUMA, VPLT und Famab.
Wie ist der EVVC im Bereich Aus- und Fortbildung aufgestellt?
Die EVVC-Akademie versucht mit ihren Angeboten, alle Themen aufzugreifen, die unsere Mitglieder bewegen. Im vergangenen Jahr ist die Datenschutz-Grundverordnung durch die Decke gegangen, gefolgt von der spannenden Frage, was passiert nach dem Hype? Nun ist die Digitalisierung ein großes Thema. Dauerbrenner sind Rechtsfragen und Räumungskonzepte bei Veranstaltungen. Da wollen und können wir helfen.
Wie nachhaltig arbeitet der EVVC?
Mit dem GCB setzen wir auf den Kodex „fairpflichtet“ als freiwillige Selbstverpflichtung der Branche. Für alle, die mehr möchten, sind wir Green-Globe-Mitglied, -Auditor und seit über fünf Jahren zertifiziert. Alle zwei Jahre steht Nachhaltigkeit im Zentrum der EVVC-/GCB-Konferenz Greenmeetings und Events, zuletzt mit 250 Teilnehmern im Februar in Leipzig. Außerdem sind wir Mitglied und Unterstützer der Charta der Vielfalt.
Herzlichen Dank für das Interview, Herr Feuerbach!