1994

Keiner sollte ein Land zu regieren wagen, der es nicht für einige Zeit von außen gesehen hat! [Hermann Josef Abs, +1994]

Die Welt 1994

Die USA bombardieren serbische Stellungen um das eingeschlossene Sarajevo zu befreien. Das ist vergleichsweise eine "Petitesse" gegenüber einer Million Toten in Ruanda durch einen blutigen Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsi. Eine gute Nachricht kommt aus Südafrika: Aus den ersten freien Wahlen geht Nelson Mandela als Sieger und erster farbiger Präsident der "Rainbow-Nation" hervor. Israel und Jordanien schließen Frieden, Russland interveniert in Tschetschenien, und die Norweger sagen "Nein" zur Europäischen Union. Schon wieder sinkt eine roll on, roll off-Fähre: Vor Finnland reißt der Untergang der Estonia 900 Menschen ins nasse Grab. Trockenen Fußes kann man nun den unter dem Ärmelkanal her reisen: Elizabeth II und Francois Mitterand eröffnen den 50 Kilometer langen Eurotunnel.

In Deutschland wird die Pflegeversicherung eingeführt und die Arbeit der Treuhand eingestellt. Roman Herzog erlebt als neuer Bundespräsident, dass kleine Mengen "Haschisch in der Tasche" ab sofort zum privaten Konsum erlaubt sind und Post, Bundesbahn und Lufthansa vor der Privatisierung stehen. Aber: Ist das alles wirklich so wichtig? Viel wichtiger scheint in diesem Jahr vielen Landsleuten der erste Gewinn der Formel 1-Weltmeisterschaft durch einen Deutschen: Michael Schumacher. Damit löst die "Schumania" auch langsam das Tennisfieber ab. "Streets of Philadelphia" von Bruce Springsteen und Lucy Lectrics " Mädchen" klingen derweil aus den Boxen der Normalo-Autos.

Ayrton Senna verunglückt tödlich in Imola. Vermutlich friedlicher sterben: Richard Nixon, Jacqueline Kennedy-Onassis, der Nachkriegs-Kultbankier Hermann Josef Abs , Erich Honecker, NATO-Generalsekretär Wörner, der brave Soldat Schwejk alias Heinz Rühmann, Golo Mann, der Politiker Karl Schiller, der Dramatiker Eugene Ionescu – eine lange und längst nicht vollständige Liste.

Der Verband 1994

Im Februar ist die Finanzierung der bereits 1991 beschlossenen Neuauflage der Kongressmarktstudie immer noch nicht gesichert. Im August wird die von Dr. Eberhard Gugg und Partner erarbeitete Studie, die auf 1000 Befragungen beruht, dann vorgestellt.

Sinkende Teilnehmerzahlen, kürzere Tagungszeiträume und hoher Konkurrenzdruck werden bereits 1994 als Bilanz der letzten Jahre festgestellt. Karl Albert Winkler legt nach 19 Jahren ununterbrochenen Vorsitzes der Arge Kongresswesen wegen Ausscheidens aus dem aktiven Dienst seinen Vorsitz nieder. Sein Nachfolger in Mainz wird Martin Brunwinkel, einstimmig neu gewählt als AG-Vorsitzender wird Bernhard Conin aus Köln, der bisherige zweite Vorsitzende. Hans Demmer bekommt das Bundesverdienstkreuz. Die Jahresarbeitstagung im September in der Stadthalle Braunschweig beginnt mit einer Schweigeminute für den verstorbenen Eberhard Reinhardt, der den Infodienst noch lange aus dem Ruhestand heraus bis zuletzt mit betreut hatte. Uwe Birker stellt sich nach erst einer Amtsperiode nicht zur Wiederwahl, auch der langjährige Vize Schultz steht nicht mehr zur Verfügung. Neuer Präsident wird mit hauchdünnem Vorsprung von nur einer Stimme vor Michel Maugé der Bielefelder Matthias Fuchs, ehemaliger AIPC-Präsident. Neuer Vize wird Karl-Joachim Kierey aus Berlin. Die Zeiten der großen Kontinuität sind vorbei, eine neue Generation übernimmt das Geschäft. Damit verbunden ist das Erkennen der Notwendigkeit, den Sitz der Geschäftsstelle vom Risiko der Präsidentenwechsel zu befreien und endgültig einen festen Standort in Berlin zu bekommen. Übergangsweise soll die Geschäftstelle bei der Messe Berlin angesiedelt werden. Dazu sind Satzungsänderungen erforderlich. Eine engere Zusammenarbeit mit der "Tagungswirtschaft" wird beschlossen. Der Abschluss der Jahresarbeitstagung wird überschattet durch die Nachricht vom plötzlichen Tod Hans Joachim Hangsteins – ihm war nur ein kurzer Ruhestand beschert.

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