Am 24. November haben die zukünftigen Regierungsparteien ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht. In der Veranstaltungswirtschaft fand er ein geteiltes Echo.
Zufrieden sind lediglich die Kulturveranstalter. „Wir begrüßen es sehr, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft einen eigenen Ansprechpartner in der Regierung erhalten soll“ sagt Prof. Jens Michow, Präsident des BDKV. „Auch die angekündigte Fortführung der Neustart Kultur-Programme – hoffentlich bis in das Jahr 2023 hinein – wird den Kulturveranstaltern die Rückkehr in die Normalität erleichtern.“ Sehr erfreulich für den gesamten Kulturbetrieb sei es auch, dass Musikclubs zukünftig als Kulturorte behandelt werden und die internationale Kulturpolitik gestärkt werden soll.
Veranstaltungsunternehmen des B2B-Bereichs sind allerdings von dem Vertrag weitgehend enttäuscht. „Obwohl wir von den Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie am härtesteten betroffen sind, wird unser Wirtschaftszweig in dem Regierungskonzept mit keinem Wort erwähnt“, sagt Randell Greenlee, Bereichsleiter Politik und International des VPLT. Zum B2B-Bereich der Branche zählen z.B. Kongresse, Tagungen, Ausstellungen und Firmenevents sowie der gesamte Dienstleistungssektor der Veranstaltungswirtschaft. Auch der wirtschaftlich besonders bedeutende Messebereich findet keine Erwähnung. Ebenso bedauerlich sei es, dass die für die Branche existenzielle Verlängerung der Überbrückungshilfe 3 bis Ende Juni kommenden Jahres nicht geplant zu sein scheint. Ebenso vermisst werde die Ankündigung der dringend erforderlichen Verlängerung der Neustarthilfe Plus sowie die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes.
Der Wirtschaftszweig kann dem Vertrag allerdings auch positive Elemente entnehmen. Dazu zählen zum Beispiel die vorgesehene Ermöglichung flexiblerer Arbeitszeitmodelle und die finanzielle und strukturelle Unterstützung der Kommunen.
„Auch die zukünftige Unterstützung von Sportgroßveranstaltungen begrüßen wir außerordentlich und sehen darin ein klares Bekenntnis der neuen Regierung zum Veranstaltungsstandort Deutschland“ ergänzt Timo Feuerbach, Geschäftsführer des EVVC. Die Veranstaltungswirtschaft in ihrer Gesamtheit findet aber zu wenig Beachtung. Veranstaltungsstätten leisten wichtige Beiträge für zukunftsfähige Innenstädte und die Lebensqualität in Stadt & Land und müssen besser gefördert werden.“
Alle Verbandsvertreter:innen hoffen, dass die oder der vorgesehene Beauftragte für Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur die Interessen der Kulturveranstalter, sondern auch der übrigen Veranstaltungsmärkte hinreichend im Fokus haben wird. Schließlich sei die Branche der entscheidende Motor, ohne dessen Antriebskraft auch der Kulturbetrieb nach den vielen Monaten des Stillstands nicht wieder auf die Beine kommen werde.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist die Allianz sechs maßgeblicher Verbände des Wirtschaftsbereichs. Dazu zählen: der BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V.), der EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.), der FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen e.V.), die ISDV (Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft e.V.), der LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.) und der VPLT (Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V.). Ziel der Allianz ist es, Netzwerke, Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln, um damit und durch einen gemeinsamen Auftritt bei der politischen Lobbyarbeit noch schlagkräftiger zu sein. Der Zusammenschluss der wesentlichen Sektoren der Veranstaltungswirtschaft versteht sich ausdrücklich nicht als Dachverband. Jeder Partner vertritt die spezifischen Interessen seiner Mitglieder auch weiterhin unmittelbar. Die Schnittmengen der politischen Erwartungen der diversen Sektoren, wie der Kultur-, Kongress- und Tagungsveranstalter:innen, Veranstaltungsstätten, Veranstaltungsdienstleister:innen und Schaustellerbetriebe sowie Hersteller:innen und Händler:innen von Event-Technik, sind jedoch groß und alle Teilbranchen sind eng miteinander verzahnt. Daher wird durch den Schulterschluss der Verbände die Wahrnehmung des Wirtschaftszweigs durch Politik und Öffentlichkeit erheblich erhöht.