"Es gibt zwei Wege für en beruflichen Aufstieg: Entweder man passt sich an, oder man legt sich quer." [Konrad Adenauer]
Die Welt 1973
Der Club of Rome publiziert "Die Grenzen des Wachstums" und wie gerufen kommt die Ölkrise. Pferde, Hunde, Radfahrer und Familien bevölkern an autofreien Sonntagen die Autobahnen. Endlich ziehen sich die USA aus Nordvietnam zurück und Henry Kissinger darf dafür sogar den Friedensnobelpreis entgegen nehmen. Ein Abkommen zur Verhinderung eines Atomkrieges wird unterzeichnet, die Generation "Love & Peace" scheint am Ziel. Nicht so in anderen Teilen der Welt, wo Ägypten und Syrien die Israelis im denkwürdigen Jom-Kippur-Krieg überfallen und Niederlage und Geländeverluste erleiden. Chiles demokratischer Hoffnungsträger Salvador Allende wird von den Pinochet-Schergen ermordet. Positiv: Dänemark, Großbritannien und Irland treten der Europäischen Gemeinschaft bei. Als neuer CDU-Vorsitzender freut sich Helmut Kohl über die Aufnahme beider deutscher Staaten in die UNO. Und eine namenlose Kraftfahrerin in Berlin darf sich freuen, von der BVG als erste weibliche Busfahrerin Deutschlands eingestellt zu werden. Hinter der Mauer stirbt bereits ein Jahr nach seinem Rücktritt Genosse Walter Ulbricht. Auch Ingeborg Bachmann, Pablo Picasso, Pablo Neruda, Willy Fritsch, Willy Birgel und Wunderläufer Nurmi werden beerdigt. Im Rheinland gehen hübsche kleine blonde Sternchen auf: Heidi Klum und Jenny Elvers. Ein richtiger Klangkörper aber erblickt in Chicago das Licht der Welt: Anastacia. Noch wichtiger: Die Getränkedose bekommt endlich einen vorgestanzten Abzugsring und Marlon Brando entweiht die gute deutsche Markenbutter in "Der letzte Tango in Paris"!
Der Verband 1973
Das Congress Centrum Hamburg ist eröffnet und gilt nach einer Investitionssumme von 140 Mio. DM als größtes und schönstes Zentrum Europas. Dort findet bei Gastgeber H.J. Hoerenz auch am 4.und 5.Juni die JHV statt mit 50 stimmberechtigten Mitgliedern.
Die vakante Präsidentenposition muss neu besetzt werden. Mayer wird als Vize bestätigt, Direktor Hangstein aus Münster wird mit 36 Stimmen vor Direktor Claussen gewählt und steht vor einer langen und eindrucksvollen Präsidentschaft an. Verstärkte Mitgliederwerbung, verbesserte Öffentlichkeitsarbeit und das neue Zauberwort " Marketing" stehen ganz oben auf seiner Antrittsagenda. Heiße Themen: Zunehmende Bombendrohungen bei Veranstaltungen, drohende Einnahmeausfälle durch Sonntagsfahrverbote, fortgesetzter Ärger mit der Vergnügungssteuer im Saarland und in Bayern. Kollege Winker von der Rheingoldhalle beklagt mangelnde Bereitschaft zur Zahlen-Transparenz in der Verbandsarbeit als "teilweise lyzeumshafte Attitüden von Geheimniskrämerei". Man freut sich über viele Neuzugänge (u.a. Halle Zürich), die gut funktionierenden Arbeitskreise und eine "scharfe Beobachtung" im VDSM-Infodienst, die der erfolgreich tourenden Tina Turner gilt:"...ihr wie ein Fichtel & Sachs-Kugellager rotierender Po versetzt die Massen in Aufregung". Solcherlei "Aufregung" ist zu dieser Zeit noch ausgesprochen preiswert zu haben: Für nur 14 Mark Eintritt gibt´s sogar die Rolling Stones. Ein Fachreferent aus Kopenhagen belehrt die disziplinierten Deutschen, wie internationale Ärztekongresse am erfolgreichsten ablaufen: " Ein Drittel im Plenum, ein Drittel an der Bar und ein Drittel in der Stadt. Die zuletzt Genannten geben das meiste Geld aus." m + a-Report und Congress Revue etablieren sich als Fachzeitschriften, Gründungsmitglied Drescher aus Nürnberg geht in den Ruhestand.