1969

"Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen" [Max Frisch]

Die Welt 1969

Die USA beginnen endgültig mit ihrem Rückzug aus Vietnam, in Nordirland bricht der blutige Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten aus und mit dem Rücktritt Charles de Gaulles geht ein weiteres Stück europäischer Nachkriegsgeschichte zu Ende. Obladi, oblada singen die Beatles, Woodstock schreibt Rockgeschichte und der Standesbeamte in Kerpen protokolliert die Geburt von Michael Schumacher.

In Bonn wird der farblose Heinrich Lübke (CDU) von Gustav Heinemann (SPD) als Bundespräsident abgelöst und unter Willy Brandt weckt die erste SPD geführte Koalitionsregierung große Hoffnungen auf politische Erneuerung. Der 100.Starfighter fällt vom gleichen Himmel unter dem die Welt berauscht den Triumph der ersten Mondlandung durch den US-Amerikaner Neil Armstrong feiert. Im schönen Rausch versinkt auch mehr und mehr die Jugend der westlichen Welt – Haschisch und LSD sind so chic wie Pink Floyd und die Mao-Bibel. Der nordvietnamesische Präsident Ho Chi Minh, dessen Name zum Schlachtruf der Protestbewegung auf den Straßen wurde, stirbt im Angesicht des Sieges über die USA – und wird zum Märtyrer. 1969 ist auch das Sterbejahr der Philosophen Adorno und Jaspers, der Kultarchitekten Mies van der Rohe und Walter Gropius, von Eisenhower und Rocky Marciano.

Der Verband 1969

Ein ereignisreiches Jahr auch für den VDSM. Die Hallen erleben turbulente Zeiten mit Veranstaltungen radikaler Parteien. Gerichtsurteile zwingen die Hallenchefs nun, mit allen als nicht verfassungswidrig eingestuften Parteien Verträge zu schließen. Zu alledem haben viele " die Nase voll von Pop und Tränengas": 1500 Leute stürmen ohne Karte das Deep Purple-Konzert in der Niedersachsenhalle und Hallenchef Hinck wird für eine halbe Stunde "kampfunfähig" gemacht. Auch die Vergnügungssteuer sorgt wieder für Ärger, denn jede Stadt entscheidet individuell, was künstlerisch wertvoll ist und damit steuerbefreit und was nicht. Udo Jürgens ist beispielsweise wertvoll, Heintje hingegen nicht! Erste Schatten voraus wirft das ICC in Berlin. Dort stirbt Ferry Orthmann, der große alte Mann unter den Hallendirektoren, im August an Lungenembolie. Auszug aus der Laudatio: " Einer der wenigen Großen aus einer Epoche, in der das Edle und Vornehme noch etwas galt." Auf der Jahreshauptversammlung in Sindelfingen wird Entscheidendes beschlossen: Die beiden alten Arbeitsgemeinschaften mit der Unterscheidung zwischen kommunaler und GmbH-Betreibergesellschaft werden aufgelöst. Die neuen Arbeitsgruppen definieren sich nach dem Fassungsvermögen der Hallen. Eine Entscheidung mit Gültigkeit bis in die heutigen Tage..

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