Rückläufige Inzidenzien hinsichtlich der durch den Erreger SARS-CoV-2 ausgelösten Infektionen erleichtern in vielen Einrichtungen die Wiederaufnahme des gesellschaftlichen Lebens. In den letzten Monaten haben wir gesehen, dass eine Übertragung des SARS-CoV-2 Erregers maßgeblich durch Aerosole stattfindet.
Den Raumlufttechnischen Anlagen in geschlossenen Veranstaltungsstätten kommt damit eine ganz besondere Bedeutung zu, waren diese doch bislang eher in den Augen der Besucher und auch der Betreiber Anlagen, die dem Komfort des Publikums dienen. Der Übertragungsweg der Viren über die Luft ergibt aus dieser Sicht eine völlig neue Betrachtungsweise. Vor allem der hygienische Aspekt in der Funktion dieser Anlagen erfährt eine neue Dimensionierung, geht es doch nun darum, dass vermieden wird, dass ein Besucher die Atemluft eines möglicherweise infizierten anderen Besuchers einatmet. Aus diesem Grund ist es essenziell, wie dies nun auch in Verordnungen der Länder gefordert wird, die Raumluftqualität in geschlossenen Räumen zu überprüfen, um die Wirksamkeit der Lüftungsanlagen hinsichtlich der hygienischen Aspekte und der Infektionsvermeidung nachzuweisen und auch für zukünftige Erreger wie z.B. Influenza Viren bestmöglich gerüstet zu sein.
Die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Prozess zu unterstützen und führt diese Prüfung deutschlandweit durch, nachdem in einer Musterstudie im Auftrag des Ministeriums für Kultur- und Wissenschaft des Landes NRW 115 Spielstätten geprüft und zertifiziert wurden. Bei Einhaltung aller wichtigen Parameter wird ein Zertifikat ausgestellt, das für das Publikum ein deutliches Signal ist, dass sich der Betreiber für die Sicherheit seiner Besucher einsetzt. Auch gegenüber den Behörden ist dieses Zertifikat eine wichtige Handlungs- und Gesprächsgrundlage um die notwendigen Prozesse transparent darzustellen und abzustimmen.
Unter www.lueftung.dthg.de kann ein entsprechender Antrag gestellt werden. Die Parameter der Prüfung beinhalten unter anderem die Erfassung von Zuschauerzahlen, geregelten Arten der Luftzufuhr, Strömungsrichtungen, Raumgröße und Luftvolumina sowie den Zustand und Aufbau der Anlagen. Dieses Zertifikat ist darauf ausgelegt, auf Grundlage von genauen Daten und Fakten Sicherheit in der Durchführung von Kulturveranstaltungen zu schaffen. Mittels des QR-Codes auf den Zertifikaten kann verlässlich und transparent das vollständige Prüfreglement der DTHG nachvollzogen werden.
Die Prüfkriterien für das Zertifikat wurden in einem wissenschaftlichen Verfahren von der DTHG im Auftrag des Ministeriums für Kultur- und Wissenschaft des Landes NordrheinWestfalen erarbeitet, in einer Feldstudie auf Tauglichkeit überprüft (Lüftungsprojekt 1. Quartal 2021) und ist patentiert.
Durch das Verfahren können explizit theatertypische Bauweisen von Zuschauerräumen und Foyers sowie die eingesetzten Raumlufttechnischen Anlagen in diesen Innenräumen zuverlässig beurteilt werden. Im Sinne eines fortlaufenden Forschungsprojektes arbeitet die DTHG konstant neue Entwicklungen und Erkenntnisse in die Bewertungsprozesse ein.
Die Erfahrung mit der Pandemie hat gezeigt, dass ein wirkungsvoller Umgang nur mittels Vorsorge und Weitsicht möglich ist. Es empfiehlt sich, die Prüfung der Raumlufttechnischen Anlagen zu beantragen, um für die Bespielung der Theater gut vorbereitet zu sein. Auch über die Zeit der Pandemie hinaus ist die Prüfung und Ertüchtigung von Lüftungsanlagen eine wesentliche und nachhaltige Investition in die lufthygienische Sicherheit bei zukünftigen Veranstaltungen in Innenräumen.