Die Wirtschaftsverbände des Forum Veranstaltungswirtschaft haben in den vergangenen Monaten immer wieder die Defizite der aktuellen Förderprogramme des Bundes aufgezeigt und darüber berichtet, welche Anstrengungen sie unternehmen, um die Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Fortexistenz ihrer über zweitausend Mitgliedsunternehmen so optimal wie möglich zu gestalten. Über die Ergebnisse ihrer Arbeit hat das Forum allerdings nur zurückhaltend berichtet. Nach nunmehr einem vollen Krisenjahr ziehen die Verbände eine umfassende Bilanz.
„Soforthilfe, Überbrückungshilfen I, II und III, November- und Dezemberhilfe, Neustarthilfe, Neustart Kultur – seit Beginn der Krise gab es fast monatlich neue Herausforderungen für uns“ beschreibt Timo Feuerbach, Geschäftsführer des Europäischen Verbands der Veranstaltungs-Centren (EVVC), die Arbeit des Forums. „Keines dieser Programme war auf unseren sehr vielschichtigen aber dennoch so eng miteinander verzahnten Wirtschaftsbereich ausgerichtet.“
In den ersten Monaten der Krise sei daher viel Informationsarbeit erforderlich gewesen. „Hätten die Verbände nicht so energisch an allen Ecken und Kanten Nachbesserungen eingefordert und Änderungs- und Ergänzungsvorschläge durchgesetzt, wäre die Situation des gesamten Wirtschaftszweigs weitaus verzweifelter, als es ohnehin schon der Fall ist“ sagt Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV). „So hätte es zum Beispiel die Antragsberechtigung von Dienstleister:innen, die lediglich mittelbar durch den Lockdown betroffen waren, ohne die Verbände des Forums Veranstaltungswirtschaft nicht gegeben. Das hat tausenden von Unternehmern:innen das wirtschaftliche Überleben gerettet.“
Tatsächlich haben die Verbände nicht nur für ihre Mitglieder, sondern für den gesamten Wirtschaftsbereich Beachtliches erreicht. „Die Erhöhung des EU-Beihilferahmens auf insgesamt zwölf Millionen Euro geht auf unsere Initiative zurück“ berichtet Marcus Pohl, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleister:innen der Veranstaltungswirtschaft (isdv). „Das Kurzarbeitergeld ist nach unserem steten Drängen erhöht und verlängert worden. Während ursprünglich Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro keine Hilfen beantragen konnten, wurde die Schwelle auf 750 Millionen angehoben und ist soeben auf Betreiben der Verbände endlich gänzlich entfallen.“ Timo Feuerbach ergänzt: „Wäre uns das nicht gelungen, hätten viele Unternehmen unserer Branche, die zu einem größeren Unternehmensverbund gehören, keinen Cent Hilfe erhalten.“
Auch die Höhe der monatlichen Fördergrenze der Überbrückungshilfe wurde aufgrund der Beharrlichkeit des Forums Veranstaltungswirtschaft von 50 Tsd auf 1,5 Millionen Euro erhöht und die Antragsberechtigung bei der Überbrückungshilfe III auf Umsatzeinbrüche von lediglich 30 Prozent reduziert. „Dies hat tausenden Unternehmen die Antragstellung überhaupt erst ermöglicht“, sagt Linda Residovic. Auch die Erhöhung der Abschlagzahlungen auf 100.000 Euro hätte es ohne die Anstrengungen der Verbände nicht gegeben.
Auch im Kulturbereich wurde viel erreicht: „Ohne die von uns erstrittene Gutscheinregelung hätten zahlreiche Unternehmen der Konzertbranche bereits Mitte des vergangenen Jahres Insolvenz anmelden müssen“ sagt BDKV-Präsident Michow. „Und über das Neustart-Kultur-Förderprogramm für die Konzert- und Festival-Veranstalter hat die Branche immerhin rund 55 Millionen Euro Fördermittel erhalten.“ Und Axel Ballreich, erster Vorsitzender der Live-Komm, der Verband der Musikspielstätten in Deutschland, ergänzt: „Für die Musikclubs sowie kleine und mittlere Festivals konnten wir eine Förderung in Höhe weiterer 33 Millionen Euro aushandeln.
Besonders stolz sind die Verbände auch, dass es gelungen ist, für die gesamte Veranstaltungsbranche die Förderung von Ausfall- und Vorbereitungskosten zu erkämpfen. Und auch den in Planung befindlichen Ausfallfonds und Wirtschaftlichkeitsbonus für Kulturveranstaltungen, durch den zukünftig pandemiebedingte Ausfallrisiken abgedeckt werden sollen, wurde durch das Forum angestoßen. Hier wird nun allerdings darum gerungen, dass der Fonds nicht nur für die Kulturwirtschaft sondern den ganzen Wirtschaftsbereich eingerichtet wird.
Schließlich arbeiten die Verbände mit Nachdruck daran, dass auch die Veranstaltungswirtschaft endlich eine Öffnungsperspektive erhält. Dazu haben sie dem Bundeswirtschaftsminister und dem Bundeskanzleramt das von ihnen erarbeitete ‚Manifest Restart‘ vorgelegt. „Es geht uns nicht darum, einen Wettbewerb des besten Konzeptes zu gewinnen“ sagt Linda Residovic, „aber unser Manifest ist, soweit ich sehen kann, das einzige Konzept, welches die Öffnung nicht nur von den Inzidenzwerten abhängig macht, sondern auf die konkreten Gegebenheiten, die Veranstaltungsart und das konkrete Schutzkonzept abstimmt. Wenn wir gewährleisten, dass jede:r Veranstaltungsteilnehmer:in getestet wird, ist der Infektionsschutz der Besucher auch unabhängig von Inzidenzzahlen gewährleistet.“
Das Forum weiß, dass es noch diverse schwierige Baustellen gibt. Aber viele Probleme wurden weggeräumt, zahlreiche Ecken und Kanten geschliffen und weitgehend passgenau gestaltet. Dennoch reißen die Herausforderungen nicht ab. Die Verbände des Forums Veranstaltungswirtschaft werden weiter kämpfen – für die Interessen ihrer Mitglieder und des gesamten Wirtschaftszweigs.
Über das Forum Veranstaltungswirtschaft
Das Forum Veranstaltungswirtschaft besteht aus den fünf maßgeblichen Verbänden des Wirtschaftsbereichs. Im Einzelnen sind dies der BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V.), der EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.), der ISDV (Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft), die LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.) und der VPLT (Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V). Das Forum umfasst damit die wesentlichen Sektoren der Veranstaltungswirtschaft, die durch ihre komplexen Wertschöpfungsstrukturen eng miteinander verzahnt sind. Das Forum versteht sich als Diskursraum, in dem zentrale Themen der Veranstaltungswirtschaft identifiziert und erörtert werden, um sie an die Politik und die Öffentlichkeit zu adressieren. Die Kooperation ist getragen von dem Verständnis, sich auch mit anderen Marktteilnehmern auszutauschen und damit situationsabhängig die Sicht aller Branchenakteure in ihrer Gesamtheit zu reflektieren. Das Forum hat keine feste Verbandsstruktur und strebt auch nicht die Position eines Dachverbands der Branche an. Vielmehr werden gemeinsame Themen gemeinschaftlich nach außen getragen, wobei jeder Verband dabei vorrangig die Interessen seiner Mitglieder vertritt und für diese spricht.