Österreich zählt mit seinen VertreterInnen der Tagungsindustrie seit Jahrzehnten zu den gefragtesten Kongressdestinationen weltweit. Dies belegen die Ergebnisse des Meeting Industry Report Austria (mira) und die jahrelange Präsenz Österreichs auf den vorderen Plätzen der internationalen Kongressstatistiken. Laut des heute veröffentlichten Reports mira fanden im vergangenen Jahr erstmals über 25.000 Seminare, Firmentagungen und Kongresse mit knapp 1,8 Mio. TeilnehmerInnen und 2,3 Mio. berechneten Nächtigungen statt, was einem Anteil von 2,2% aller Tourismusnächtigungen (rd. 3,4 Mio. Nächtigungen) in Österreich entspricht.
Kongress- und Tagungsindustrie: Wertschöpfungsmotor und internationale Visitenkarte
Laut Studie des IHS erwirtschaftet die Veranstaltungsbranche (bestehend aus einer Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen in den Bereichen Veranstaltungstechnik, Locations, Catering, Messebau, Logistik, Veranstalter, Agenturen, Convention Bureaus und weitere Dienstleister) in Summe nicht weniger als 8,9 Milliarden Euro Wertschöpfung und damit fast 3% des BIPs. Die Kongress- und Tagungsindustrie ist damit ein wertschöpfungsstarker Teil des Tourismus und darüber hinaus „eine Visitenkarte für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Österreich sowie ein wichtiger Treiber für Innovation und Forschung“, so Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung im Rahmen des Convention Talks der ersten virtuellen Convention4u. Die Rolle der Kongress- und Tagungsindustrie ist daher auch essenziell für den erfolgreichen Wirtschaftsstandort Österreich. Zahlreiche Gesellschaften und Organisationen sind hier angesiedelt. Damit fungiert das Kongress- und Tagungswesen für Unternehmen, Universitäten und Organisationen als Brücke zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Vernetzung auf nationaler wie internationaler Ebene.
2019 wurden 1.600 internationale Kongresse, 4.000 nationale Kongresse, 13.300 Firmentagungen und 6.200 Seminare gemeldet die zu Wissensaustausch, Fortbildung und Vernetzung in der Medizin, Wirtschaft, Politik, IT, Kommunikation und weiteren wichtigen Fachbereichen beitragen.
Durch das Covid-19 verursachte Veranstaltungsverbot fanden von März bis Ende Mai 2020 kaum bis keine Live-Veranstaltungen statt. Zum Vergleich: 2019 wurden in diesem Zeitraum 7.200 Veranstaltungen (rd. 30 Prozent des Jahresgeschäfts) erfasst, die auch in den nächsten Monaten nicht kompensiert werden können. Das Austrian Convention Bureau initiierte mehrere Befragungen zur aktuellen Situation. So ergab eine Umfrage bei 126 Tagungsbetrieben, dass allein bei diesen im Zeitraum von Mai bis Juni Umsatzverluste in Höhe von mind. 100 Mio. Euro entstanden sind. „Ebenso wie die Reisebüros, Messe- und Eventbranche zählt die Tagungsbranche zu jenen, die es derzeit am Härtesten trifft, denn sie musste als eine der ersten schließen und wird noch für das verbleibende Jahr in ihrer Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt sein“, erklärt Gerhard Stübe, Präsident des Austrian Convention Bureaus.
„Für abgesagte Veranstaltungen wurde versucht, Ersatztermine zu finden, jedoch erfolgen aufgrund der unsicheren Lage derzeit kaum neue Buchungen und Planungen werden dadurch nahezu unmöglich“, erklärt er weiter.
Kooperation, Sicherheit und neue Veranstaltungsformate
Umso wichtiger ist es, dass die gesamte Veranstaltungsbranche jetzt zusammenhält: Dazu gehört auch eine vertiefte Kollaboration zwischen ÖW, ACB, den Bundesländer Convention Bureaus und den Landestourismusorganisationen in Form einer Arbeitsgemeinschaft: „Gerade jetzt zeigt sich, wie wichtig der MICE Bereich ist. Wir müssen an einem Strang ziehen, neue Kooperationen und Formate andenken und den Austausch untereinander verstärken“, so Petra Stolba.
Daher steht auch die erste virtuelle Convention4u unter dem Motto „So gestalten wir unsere Zukunft“. Ziel ist die Stärkung des heimischen Netzwerks, den Zusammenhalt zu intensivieren, gemeinsam Wissen weiterzugeben und mutig in die Zukunft zu blicken. Auch mit der neuen Zukunftsplattform für die österreichische MICE-Branche – der Convention Austria, die im April 2021 in Linz erstmals über die Bühne gehen wird – will die Österreich Werbung neben fachlichem Austausch Optimismus und Mut in die Branche tragen. Begleitend dazu setzt die ÖW verstärkt auf die Kommunikation von Convention-Content in ihrem internationalen Netzwerk in 28 Ländern.
Ein Thema, das durch Corona erheblich an Bedeutung gewonnen hat, ist Sicherheit. „Neben Österreichs innovativem und zukunftsorientiertem Angebot, der professionellen Servicequalität und der Gastfreundschaft ist selbstverständlich auch das Vertrauen in die Sicherheitsvorkehrungen von erheblichem Interesse“, so Stolba. Zu diesem Zweck arbeitet die Bundesregierung gemeinsam mit BranchenvertreterInnen laufend an der Umsetzung und Weiterentwicklung zielgerichteter Regelungen und Maßnahmen.
Aber auch die Branche selbst erarbeitet gerade Präventionskonzepte für sichere Live-Veranstaltungen, um das persönliche Fortbilden, Netzwerken und Austauschen so sicher und vertrauensvoll wie möglich zu machen. „Die Maßnahmen müssen von allen beteiligten Stakeholdern, also von Veranstaltern über die MitarbeiterInnen in den Betrieben bis hin zu den TeilnehmerInnen, ernst genommen und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Denn nur so können wir das Vertrauen in Kongresse und Tagungen stärken und die Chance auf Live-Veranstaltungen aufrecht halten“, appelliert Stübe im Namen des Dachverbands an die Branche.
„Wir setzen alles daran, Österreich im In- und Ausland als verantwortungsvolles, innovatives Gastgeberland zu positionieren, um als Tagungsstandort im weltweiten Vergleich attraktiv zu bleiben“, sind sich Stolba und Stübe einig. „Österreich soll – in Abhängigkeit von den weltweiten Entwicklungen rund um Covid-19 - seine Stellung als gefragte Destination in der Meeting Industrie wieder einnehmen“. Weiters weist der ACB Präsident darauf hin: „Um die Branche handlungsfähig zu machen und Österreich als erfolgreichen Standort für Kongresse und Tagungen zu erhalten, muss die Regierung über langfristige Konjunktur- und Hilfspakete, eine Ausfallshaftung für den Fall eines erneuten Veranstaltungsverbots sowie die Verlängerung der Kurzarbeit bis Ende des Jahres 2021 nachdenken.“